Analoges Produkt, aufgewertet durch ein digitales Tool

Wie eine interaktive Blühwiesen- und Nisthilfen-Karte für Artenschutz durch ein Community-Netzwerk aufgewertet werden kann

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Die Ausgangslage

Wie kann das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk in die Bereitstellung digitaler Tools miteinbezogen werden?

Der Grundgedanke des Unternehmens ist simpel: Mehr Aufmerksamkeit für Wildbienen. Unter dem Motto „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht – und was der Mensch nicht kennt, das schützt er nicht“ beliefert das Startup die Region mit selbst hergestellten Nistkästen und Regalen, um den Bestand von Wildbienen durch geeignete Brutstätten zu sichern. Dabei kommen hauptsächlich natürliche und nachwachsende Materialien zum Einsatz. Für jede verkaufte Nisthilfe spendet das Startuup einen Quadratmeter Blühwiese, die bei Partnern aus der Landwirtschaft gestreut wird. Um mehr Interaktion mit dem gesamten Wertschöpfungsnetzwerk zu fördern, soll ein digitaler Ansatz für die sonst analogen Nisthilfen geschaffen werden.

Die Herausforderung

Damit er diese Ziele erreichen kann, ist die Beachtung technischer Fragen wichtig:

  • Welche Möglichkeiten gibt es zur Vernetzung und zum Monitoring von Wildbienen-Nisthilfen?
  • Wie lassen sich die neuen digitalen Dienste möglichst nutzerfreundlich gestalten?
  • Und wie kann man ein bestehendes Geschäftsmodell innovativ erweitern, ohne den nachhaltigen Grundgedanken des Unternehmens zu verlieren?

Die möglichen Herangehensweisen für mehr Interaktivität mit den Produkten sind vielfältig: Ein Chatbot auf der eigenen Website kann Fachwissen rund um Wildbienen und ihre Rolle im Naturschutz vermitteln, eine regionale Karte könnte die Standorte mehrerer Nisthilfen in der Umgebung visualisieren und mithilfe von passender Hardware könnten Kund:innen die eigene Nisthilfe hautnah beobachten und ihren Einfluss auf ihre Umgebung in Echtzeit nachvollziehen.

Die Vorgehensweise

Um herauszufinden, welche Digitalisierungsstrategie für das junge Unternehmen und die involvierten Partner wirklich sinnvoll ist, startete das Projekt mit einem Roadmap Development. Basis dessen war eine Potenzialanalyse, bei der zunächst die Bedarfe des Startups identifiziert wurden. Wie bei den meisten jungen Unternehmen stand auch hier die Gewinnung neuer Kund:innen ganz oben auf der Liste. Unser Expert:innen-Team stellte sich die Frage: Wie kann das bestehende Geschäftsmodell, also der Verkauf von Wildbienen-Nisthilfen, erweitert und digitaler gestaltet werden, um neue Kund:innen anzusprechen? Und wie können moderne Technologien dabei unterstützen?

Dabei ergab die Potenzialanalyse im Zuge des Roadmappings verschiedene Ansätze: Von einer interaktiven Blühwiesenkarte zur Verortung der gespendeten Quadratmeter über eine Registrierungsmöglichkeit für Nisthilfen hin zum Einsatz von Sensorik an den Produkten.

Ebenfalls Teil des Roadmap Developments war eine Stakeholderanalyse des Wertschöpfungsnetzwerks. Um das Digitalisierungsprojekt für das Startup und seine direkten Kontakte so sinnvoll wie möglich zu gestalten, identifizierten die Expert:innen des Zentrums und EDIHs gemeinsam mit dem Gründer und Unterstützung aus dem Marketing zunächst alle Akteure, die ein generelles Interesse an den Aktivitäten des Unternehmens haben. Diese unterteilten sie dann in das Kernteam, die involvierten und die informierten Gruppen. Mit Hilfe der Stakeholderanalyse wurden im Laufe des Projekts alle Parteien berücksichtigt und direkte Partner von Anfang an miteinbezogen.

Die Lösung

Im nächsten Schritt wurde der Fokus für das weitere Vorgehen festgelegt. Auf Basis der Potenzialanalyse und unter Einbezug der Stakeholder Map entschieden sich das Unternehmen und unsere Expert:innen, die interaktive Blühwiesenkarte gemeinsam zu gestalten. In mehreren Workshops und Feedbackrunden mit dem Projektteam wurden daraufhin die Anforderungen an die Karte identifiziert und gesammelt. Dabei wurden die Anforderungen aller zuvor festgelegten Stakeholder mit einbezogen, um ein ganzheitliches Ergebnis zu schaffen. Daraus ergaben sich schließlich die drei Kernfunktionen der Karte: Eine Anzeige der bisher geschaffenen Nistplätze in ganz Deutschland, eine Info über die Blühwiesenpartner und wie viel Wiese dort bereits gepflanzt wurde und zuletzt ein Hinweis auf größere Projekte, beispielsweise mit anderen Unternehmen.

Die im Concept Development erarbeiteten Anforderungen wurden in der Piloting-Phase prototypisch umgesetzt und in einem iterativen Prozess immer wieder evaluiert und angepasst. Der Prototyp wurde vom Unternehmen mehrfach getestet und von unseren Expert:innen entsprechend überarbeitet. Nach der erfolgreichen Realisierung des Prototypen begann die Programmierung der Webanwendung: Dabei stand für unsere EDIH-Entwickler:innen im Fokus, dass das Start-up in der Lage ist, das Tool weiterzuentwickeln und in seine Webumgebung einzubinden. Auch hier erfolgten Feedbackrunden und Abstimmungen mit dem klaren Ziel, den Prozess möglichst nah an den Anforderungen des Wertschöpfungsnetzwerks zu orientieren. Nach erfolgreicher Fertigstellung des Tools wurden abschließend mögliche nächste Schritte mittels einer Customer Journey Map identifiziert.

Ergebnisse und Vorteile

Das Projekt mit dem Troisdorfer Start-up zeigt, dass Digitalisierung dabei helfen kann, Kund:innen und Partner auf eine ganz neue Weise zu erreichen. Gerade für Start-ups ist es wichtig, erstmal herauszufinden, wie das eigene Wertschöpfungsnetzwerk aussieht und wie die Stakeholder miteinander interagieren. Die Blühwiesenkarte vereint die Interessen verschiedener Partner miteinander und bietet letztlich ein Tool für die Kund:innen, um noch mehr Wissen zu dem gekauften Produkt zu erlangen. Dieses Vorgehen ist branchenübergeifend vorstellbar – wann immer ein analoges Produkt durch einen digitalen Service ergänzt werden soll!

Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Mittelstand-Digital Zentrum WertNEtzWerke und durch unseren Projektpartner FIT durchgeführt.

Success Story FlowBee
Gründer montiert Nistkasten ©Lina Kastl

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Nisthilfen für Bienen ©Julius Seher

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Biene in Nisthilfe ©Julius Seher